Wer den Künstler hier in seiner kleinen abgeschiedenen Welt besucht, bekommt einen seltenen Einblick in ein 20jähriges kreatives Schaffen. In diesem fast magisch zu nennenden Grenzland sind Wohn-Galerie, Garten und Atelier zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verschmolzen. Neben seinem künstlerischen Schaffen, das in verschiedenen Galerien und Ausstellungen auf der Insel zu betrachten ist, betätigt sich Edi Mann auch als Buchautor mit nondualistischen Romanen und Geschichten aus dem Grenzland (u.a. „Der Grenzwächter“, „Der Leuchtturmwächter“). Des weiteren widmet man sich auf der Finca der Landwirtschaft und Verarbeitung der erzeugten Produkte, wobei die rote Kaktusfeige, aus der u.a. Wein gekeltert wird, im Mittelpunkt steht.
Edi Mann als Konsumverweigerer, Esoteriker oder Althippie zu bezeichnen wäre viel zu einfach, vielmehr ist er Multikünstler mit unendlich vielen kreativen Ideen, Formen und einer Bilder-Sprache, die im Zeitalter der Smartphone-Zombies immer seltener sind. Das lässt seine Besucher zuerst meist tief durchatmen, wenn sie ihm hier begegnen. Manchmal veranstaltet er kommunikative Treffen auf seinem Gelände, bei dem schon mal der Naturstein-Ofen angefeuert und für alle Pizza gebacken wird. Für so manchen ist dies dann auch eine Zeitreise zurück in eine Welt ohne Werbung, lauter Musik, und sonstiger Reizüberflutung.
Und es ist bestimmt auch kein Zufall, dass sich Edis Grenzlandgalerie schräg gegenüber dem Monument des Miguel de Unamuno befindet. Der verbannte Schriftsteller hätte sich über diese Nachbarschaft bestimmt gefreut. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Eine Oase in der Wüste der Zivilisation“.
Text: Carl Lang "111 Orte auf Fuerteventura, die sie gesehen haben müssen"
Die Idee des Grenzlandes entstand mit der Figur des „Grenzwächters“ in dem gleichnamigen Roman Edi Manns. Damals wurde erkannt:
"Nicht wir entscheiden, in was für einer Welt wir leben, sondern die Welten stülpen sich uns über, sie drängen sich uns auf. Was aber auch wieder ein irreführender Gedanke ist, denn bei näherer Betrachtung findet man keinen Unterschied zwischen sich und seiner Welt. Durch eine permanente Interaktion sind beide, ich und meine Welt, untrennbar verschmolzen. Ich kreiere meine Welt, und meine Welt kreiert mich. Ich und die Welt – wir sind eins."
Und genauso ist es auch hier: Edi, der Grenzgänger, und das Grenzland, in dem er sich zu befinden scheint, sind eins. Das Grenzland ist in ihm und er im Grenzland.
Das Grenzland ist lebendiges Land, das sich in einem ständigen Prozess des Werdens und Vergehens befindet. Hier gibt es nur einen Gott, dessen Ausstrahlung die Energie der Kreativität ist. Die unübertroffene Kreativität der Natur, die Kreativität des Intellekts und natürlich die künstlerische Kreativität, die sich Edis Kunstschaffen Ausdruck verschafft.